Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2014/15

Oral History in Studio und Redaktion: Aufbereitung und Veröffentlichung von Videointerviews (Übung)

Übung im Rahmen der Studiengruppe "100 Jahre Goethe-Universität: Identität und Erinnerung" in Zusammenarbeit mit Dr. des. Peter Gorzolla

"Gedächtnis" und "Erinnerung" gewinnen als Konzepte im wissenschaftlichen und öffentlichen Umgang mit Geschichte zunehmend an Bedeutung. Neben Ausdrucksformen des kollektiven Gedächtnisses und öffentlicher Erinnerungskultur treten zunehmend auch die Erinnerungen von Zeitzeugen, die Geschichte erlebt und in unterschiedlichem Ausmaß gestaltet haben. Dabei kommen auch der Alltag und die Lebenswelt der Vergangenheit in den Blick, wenn Zeitzeugen mit Methoden der "Oral History" befragt werden. In der öffentlichen Geschichtsvermittlung – etwa in Museen oder Schulen – gewinnt diese Form der Spiegelung historischer Ereignisse im Alltag der Menschen, ihr Erleben von Geschichte, ihre Erinnerung also, an Bedeutung.

Die Veranstaltung ist Teil der Studiengruppe "100 Jahre Goethe-Universität: Identität und Erinnerung". Diese beschäftigt sich einerseits auf theoretischer Ebene mit der Oral History und führt andererseits ein eigenes Zeitzeugenprojekt durch, bei dem ehemalige Studierende der Frankfurter Universität in Videointerviews zu ihrem Studium befragt werden.
Die Interviews werden auf der Internet-Plattform des USE-Projekts veröffentlicht. Das Projekt soll im Rahmen des 100jährigen Universitätsjubiläums sichtbar machen, dass die Universität ein Ort des Studiums und der Studierenden ist, indem es die Geschichte der Universität ergänzt durch persönliche Geschichten vom Studieren und vom Studium.

IN DER ÜBUNG DIESES SEMESTERS werden

  • bislang unveröffentlichte Videointerviews geschnitten, aufgearbeitet und mit wissenschaftlichen Kommentierungen versehen,
  • das Onlineportal (http://use.uni-frankfurt.de/zeitzeugenprojekt/) ausgebaut,
  • neue Zeitzeugen-Interviews geführt.

Erinnerungskultur und Erinnerungspolitik: Der Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit in der Bundesrepublik (Seminar)

Im Seminar werden die verschiedenen Etappen erörtert, in denen sich in der Bundesrepublik der Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit vollzogen und gewandelt hat. Vom Schulddiskurs der ersten Nachkriegsmonate über die juristische Aufarbeitung, das Beschweigen und Verdrängen der nationalsozialistischen Belastung und die Studentenrevolte 1968 bis hin zur Aufdeckung wissenschaftlicher Verstrickungen einzelner Wissenschaftler und ganzer Disziplinen und dem kontroversen Umgang mit Gedenken und Erinnern in jüngster Zeit werden die Akteure von Erinnerungskultur und Gedächtnispolitik in den Blick genommen.

Im Seminar werden zunächst die theoretischen Konzepte und Deutungen erörtert, die unter dem Stichwort „Erinnerungskultur“ oder „Memory Studies“ den Umgang mit der Vergangenheit deuten. In einem zweiten Teil des Seminars werden verschiedene Phasen des Umgangs mit der nationalsozialistischen Vergangenheit betrachtet und erörtert.


Welches Europa? Europaideen und Europapolitik von den Römischen Verträgen bis zum Euro (Seminar)

Mit den Römischen Verträgen 1957 wurde die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) gegründet, die später zur Europäischen Gemeinschaft (EG) und dann zur Europäischen Union (EU) erweitert wurde. Das Seminar verfolgt die politischen Etappen dieser Entwicklung und fragt auch nach den politischen und der öffentlichen Debatten, die um die Ausgestaltung dieses Europa geführt wurden.


Mission Moderne: Frankreich im 19. und 20. Jahrhundert (Vorlesung)

Die Französische Revolution ist der wichtigste Bezugspunkt des französischen Selbstverständnisses im 19. und auch im 20. Jahrhundert. Ihre Prinzipien stehen am Beginn der europäischen Moderne. Die Hoffnung auf eine bessere Welt gründet sich auf die Menschenrechte, die Verbindung von Nationalstaat und Demokratie und Forderung nach sozialer Gerechtigkeit. Die hiermit verbundene zivilisatorische Mission ist bis heute wichtiges Element des französischen Selbstverständnisses. Frankreich war damit politscher Impulsgeber und zeitweise auch politische und militärische Vormacht auf dem europäischen Kontinent.

Die Vorlesung verfolgt die Leitlinien der politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung Frankreichs im 19. und 20. Jahrhundert.


Demokratie als Verheißung: Alexis des Tocquevilles "Über die Demokratie in Amerika" (Seminar)

Alexis de Tocquevilles 1835 und 1840 erschienene Studie „Über die Demokratie in Amerika“ gehört bis heute zu den Klassikern des Liberalismus und der Demokratietheorie, der Staatstheorie insgesamt. Der aus normannischem Adel stammende Tocqueville zeigt sich beeindruckt vom politischen System der USA und übt Kritik an den Zuständen in Frankreich. Die Zunahme an gesellschaftlicher Gleichheit bezeichnet er als ein zentrales Merkmal der historischen Entwicklung.

Seminar zur gemeinsamen Textlektüre und -besprechung.