Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2014

Oral History in Studio und Redaktion: Aufbereitung und Veröffentlichung von Videointerviews (Übung)

Übung im Rahmen der Studiengruppe "100 Jahre Goethe-Universität: Identität und Erinnerung" in Zusammenarbeit mit Dr. des. Peter Gorzolla

"Gedächtnis" und "Erinnerung" gewinnen als Konzepte im wissenschaftlichen und öffentlichen Umgang mit Geschichte zunehmend an Bedeutung. Neben Ausdrucksformen des kollektiven Gedächtnisses und öffentlicher Erinnerungskultur treten zunehmend auch die Erinnerungen von Zeitzeugen, die Geschichte erlebt und in unterschiedlichem Ausmaß gestaltet haben. Dabei kommen auch der Alltag und die Lebenswelt der Vergangenheit in den Blick, wenn Zeitzeugen mit Methoden der "Oral History" befragt werden. In der öffentlichen Geschichtsvermittlung – etwa in Museen oder Schulen – gewinnt diese Form der Spiegelung historischer Ereignisse im Alltag der Menschen, ihr Erleben von Geschichte, ihre Erinnerung also, an Bedeutung.

Die Veranstaltung ist Teil der Studiengruppe "100 Jahre Goethe-Universität: Identität und Erinnerung". Diese beschäftigt sich einerseits auf theoretischer Ebene mit der Oral History und führt andererseits ein eigenes Zeitzeugenprojekt durch, bei dem ehemalige Studierende der Frankfurter Universität in Videointerviews zu ihrem Studium befragt werden.

Die Interviews werden auf der Internet-Plattform des USE-Projekts veröffentlicht. Das Projekt soll im Rahmen des 100jährigen Universitätsjubiläums sichtbar machen, dass die Universität ein Ort des Studiums und der Studierenden ist, indem es die Geschichte der Universität ergänzt durch persönliche Geschichten vom Studieren und vom Studium.

IN DER ÜBUNG dieses Semesters werden

  • die im Wintersemester aufgenommenen Videointerviews geschnitten, aufgearbeitet und mit wissenschaftlichen Kommentierungen versehen,
  • ein Onlineportal zur Veröffentlichung der Zeitzeugeninterviews erstellt,
  • die Vorstellung des Projekts beim Studienkongress UNIversal am 15. Juli 2014 vorbereitet.

Eingeladen sind sowohl Teilnehmer des Seminars aus dem WS als auch neue Studierende. Für letztere besteht

  • die Möglichkeit, am vorhandenen Interviewmaterial mitzuarbeiten,
  • aber auch die Gelegenheit, selbständig weitere Interviews zu führen.

» Onlineportal Zeitzeugeninterviews: http://use.uni-frankfurt.de/zeitzeugenprojekt/)


Europaidee und Europapolitik nach dem Zweiten Weltkrieg (Seminar)

Die europäische Integration wird heute von einigen als Bedrohung nationaler Interessen und als Bevormundung durch eine Brüsseler Demokratie gesehen. Begonnen hat sie als politisches Projekt, das nach den Verheerungen zweier Weltkriege, die im Zeichen eines übersteigerten Nationalismus geführt wurden, Frieden und Wohlstand ermöglichen und dauerhaft sichern sollten. Die Besinnung auf gemeinsame kulturelle Wurzeln und die Schaffung eines gemeinsamen Wirtschaftsraums und gemeinsamer politischer Institutionen wurden als der Weg hierzu betrachtet.

Im Seminar verfolgen wir den europäischen Einigungsprozess anhand programmatischer Texte und entlang wichtiger politischer Etappen als das Produkt von Ideen, Interessen und Zielen in bestimmten politischen, wirtschaftlichen und strategischen Konstellationen.


Staat und katholische Kirche im Kaiserreich (Seminar)

Als „Kulturkampf“ wird die Eskalation des Konfliktes zwischen dem Machtanspruch des säkularen Staates und einer modernitätskritischen katholischen Kirche bezeichnet. Reichskanzler Otto von Bismarck, der mit den Liberalen zusammenarbeitete, bekämpfte die katholische Zentrumspartei, in der er den verlängerten Arm des Vatikans sah. Er warf dem Vatikan vor, über das Zentrum in die deutsche Innenpolitik eingreifen zu wollen. Im Kern ging es um die Frage, welche Rolle Religion und Kirche im modernen Nationalstaat spielen sollten und welchen Einfluss sie ausüben durften.


Kulturgeschichte Europas am Ende des 19. Jahrhunderts (Vorlesung)

Die Welt des späten 19. Jahrhunderts schien im 20. Jahrhunderts unendlich weit entfernt. Eine untergegangene Epoche, lediglich deshalb von Interesse, weil sie die Katastrophen des 20. Jahrhunderts hervorgebracht hat. Zentrale Strukturmerkmale der europäischen Welt und der europäischen Gesellschaften des 19. Jahrhunderts hingegen schienen endgültig der Vergangenheit anzugehören.

Seit dem Ende des Ost-West-Konflikts gleichen die Kräfteverhältnisse in Europa wieder sehr viel mehr denjenigen des 19. als denen des 20. Jahrhunderts. Auch in anderen Bereichen ist uns diese endgültig untergegangen geglaubte Epoche wieder näher gerückt und gleichsam auferstanden.

In der Vorlesung werden zentrale Themen und Diskurse der europäischen Gesellschaften des späten 19. Jahrhunderts und der europäischen Mächtekonstellation in den Blick genommen und nach ihrer fortdauernden oder neuerlichen Bedeutung befragt.


Forschungsfragen zum Europa am Ende des 19. Jahrhunderts (Kolloquium)

Im Kolloquium werden Fragestellungen und Forschungskontroversen aus dem Themenbereich der Vorlesung anhand ausgewählter Texte und Quellen vertieft und erörtert.