Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2013/14

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Universität als Ort universaler Gelehrsamkeit und nationaler Identitätsbildung im 19. Jahrhundert – Lesetechniken & Lektüre (Übung)


Nicht erst heute sind Universitäten eine Reformbaustelle, bei der es darum geht, den Ort und die Aufgabe von Gelehrsamkeit in Staat und Gesellschaft zu bestimmen. Soll hier vor allem theoretisches Rüstzeug für akademische Berufe vermittelt werden? Die künftigen Führungskräfte eines Staates in bestimmter Weise ausgebildet werden? Welchen Stellenwert nimmt Forschung als Produktion neuen Wissens ein? Diese Fragen wurden im 19. Jahrhundert in den europäischen Staaten unterschiedlich beantwortet, abhängig von politisch-gesellschaftlichen Zielen und dabei stets auch mit Blick auf die Entwicklungen in den Nachbarstaaten.

Die Universitäten wurden zum Austragungsort nationaler Rivalitäten und zum Instrument nationaler Identifikation und Identitätsbildung. Beispiele hierfür sind in Frankreich die Neugründung der Universität in der Dritten Republik mit der Errichtung der Sorbonne Nouvelle als Symbol ihres Triumphs, das Selbstbewußtsein und die Strahlkraft der deutschen Universität als Forschungswerkstatt und nationale Deutungsinstanz und in Belgien die Verwissenschaftlichung der Universität mit der Einführung neuer Curricula als Aufgabe eines aufstrebenden Staates unter Leopold II.

In der Übung sollen die unterschiedlichen Modelle sowie die gegenseitige Wahrnehmung und Rezeption anhand programmatischer Texte erörtert werden. Neben den thematischen Inhalten ist das Lesen selbst Gegenstand der Übung. Sie werden Techniken kennenlernen und ausprobieren, die Ihnen beim Lesen wissenschaftlicher Texte helfen. Das Ziel besteht darin, dass Sie Ihr Lektürepensum besser bewältigen, also schneller lesen, das systematische Erschließen auch sperriger Texte üben, die Texte besser verstehen und so auch mehr behalten.

Die zu lesenden Texte und unterstützende Arbeitsmaterialien stehen auf OLAT (Direktlink: https://olat.server.uni-frankfurt.de/olat/url/RepositoryEntry/1693515779) für Sie bereit.


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Studieren an der Goethe-Universität als Zeitzeugenprojekt (Seminar)

im Rahmen der Studiengruppe »100 Jahre Goethe-Universität Identität und Erinnerung«


»Gedächtnis« und »Erinnerung« gewinnen als Konzepte im wissenschaftlichen und öffentlichen Umgang mit Geschichte zunehmend an Bedeutung. Neben Ausdrucksformen des kollektiven Gedächtnisses und öffentlicher Erinnerungskultur treten zunehmend auch die Erinnerungen von Zeitzeugen, die Geschichte erlebt und in unterschiedlichem Ausmaß gestaltet haben. Dabei kommen auch der Alltag und die Lebenswelt der Vergangenheit in den Blick, wenn Zeitzeugen mit Methoden der »Oral History« befragt werden. In der öffentlichen Geschichtsvermittlung – etwa in Museen oder Schulen – gewinnt diese Form der Spiegelung historischer Ereignisse im Alltag der Menschen, ihr Erleben von Geschichte, ihre Erinnerung also, an Bedeutung.

Im Seminar werden Sie diese Konzepte zunächst anhand theoretischer Texte kennenlernen und dann selbst ein Zeitzeugenprojekt durchführen. Dabei sollen ehemalige Studierende der Frankfurter Universität in Videointerviews zu ihrem Studium befragt werden. Die Interviews werden auf einer Internet-Plattform veröffentlicht. Das Seminar ist Teil der Studiengruppe »100 Jahre Goethe-Universität Identität und Erinnerung«.

Das Projekt soll zudem im Rahmen des 100-jährigen Universitätsjubiläums sichtbar machen, dass die Universität ein Ort des Studiums und der Studierenden ist, indem es die Geschichte der Universität durch persönliche Geschichten vom Studieren und vom Studium ergänzt.